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Die Selektion in der Evolution als Steuerung der menschlichen Entwicklung

Es ist heute klar, dass alle Lebewesen sich nach den Gesetzen der Evolution, wie sie von Darwin zum Ersten mal dargelegt wurden, weiterentwickeln und dass auf diese Weise das Leben alle Nischen auf diesem Planeten erobern konnte.

Dabei geht es, sehr vereinfacht ausgedrückt, darum, dass die Variationen im Erbmaterial weitergegeben werden, die den größten Erfolg bei der Fortpflanzung bieten. Das bedeutet z.B., die den größten Überlebensvorteil bieten, damit das Lebewesen alt genug wird, um sich fortzupflanzen, aber auch, dass es sich bei der Konkurrenz mit den Artgenossen bezüglich Paarungspartnern durchsetzen kann. Dafür braucht es Intelligenz, Stärke, Schnelligkeit, Gesundheit, Resistenz gegen Krankheitskeime, etc.

Die Evolutionspsychologie geht davon aus, dass die Psyche der Menschen nicht nur von dem abhängt, was der Mensch erlebt, sondern dass sich in der Psyche des Menschen über die Jahrmillionen auch gewisse Voreinstellungen "eingebrannt" haben. Und manche davon tragen zum Reproduktionserfolg bei. Denn jeder von uns ist ein Nachfahre von Vorfahren, die es erfolgreich geschafft haben, sich fortzupflanzen, sonst wäre jeder von us nicht hier.

Auch das Glücksgefühl und das psychische Wohlbefinden sind übrigens Themen der Evolutionspsychologie. Sie weisen beide darauf hin, dass unsere heutige Umgebung für eine Psyche, die sich im der Steppe unserer ganz alten Vorfahren bewährt hat, heute ganz stark an ihre Grenzen stößt. Dies ist bestimmt ein weiteres Problem für die heutigen Beziehungen. Anderseits betont speziell der erste Beitrag, dass die Menschen auch eine Reihe von psychischen Mechanismen entwickelt haben, die zu Glücksgefühl führen, so z.B. die Geborgenheit in einer Paarbindung

David Buss forscht intensiv auf diesem Gebiet. Er hat Studien durchgeführt, in denen er Männer und Frauen in 37 Kulturen danach befragt hat, welche Kriterien sie bei der Auswahl ihrer Partner des anderen Geschlechts anlegen. Er wollte dabei feststellen, nach welchen (unbewussten) Kriterien in den verschiedenen Kulturen ausgewählt wird. Er unterscheidet bei seinen Fragen immer zwischen Partner für eine Ehe, bzw. eheähnliche Langzeitbeziehung und kurzfristigen Sexualpartnern. Er findet dabei sehr starke Übereinstimmung zwischen den Kulturen.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine Studie, die das Verhalten auf Dating-Websites analysiert, wer bekommt wie viele Angebote und von wem, wie begehrt ist ein bestimmter Typ. Hier die Studie "what makes you click" (engl, PDF, 352 KB).

 

 

 

Die Theorie der Investition in die Nachkommenschaft

Er geht bei seinen Hypothesen von der Theorie aus, dass die Größe der Investition in die Nachkommenschaft die Strategie der beiden Geschlechter bestimmt. Frauen haben eine erheblich Investition zu tätigen. Sie haben, wenn sie Schwanger sind, für mindestens 1 Jahr keine weitere Möglichkeit der Fortpflanzung. D.h. sie müssen kritischer sein bei ihrer Entscheidung, von wem sie ein Baby möchten. Männer hingegen haben oft nur eine sehr geringe Investition (bis zum Minimum eines einzigen Abends). Natürlich ist es in einer Ehe sehr wohl so, dass meist auch die Männer einen erheblichen Beitrag leisten, aber sie könnten parallel dazu auch noch Kinder mit einer anderen Frau zeugen (weshalb die Eifersucht eine durchaus sinnvolle Methode ist, das zu erschweren).

 

 

 

Kinder außerhalb der festen Partnerschaft gezeugt

Auch für die Frauen kann es sinnvoll sein, den Vater seiner Kinder außerhalb der Ehe zu suchen. Es gibt Untersuchungen in englischen und amerikanischen Krankenhäusern, die zeigen, dass zwischen 5% und 30% aller Babies nicht vom Ehemann der Mutter stammen (Jared Diamond, The Third Chimpanze, Kapitel 4). Heute kann das mittels DNA Untersuchungen sehr sicher nachgewiesen werden. Wie wir noch sehen werden ist es für eine Frau von großem Vorteil, wenn der Ehemann gut situiert ist und gut für die Babies der Frau sorgen kann. Andererseits haben die reichen Männer nicht immer unbedingt die gesundesten Gene. Durch "Fremd-gehen" lässt sich dies kombinieren. So zeigen Untersuchungen immer wieder, dass die Neigung zum außerpartnerschaftlichen Verkehr während der fruchtbaren Tage einer Frau am höchsten ist.

Ein weiteres Indiz für die Häufigkeit des außerpartnerlichen Verkehrs ergibt sich aus der Größe der Hoden bei den Menschen. Der Vergleich im Tierreich zeigt, dass bei Arten, bei denen das Männchen einen Harem hat und der einzige ist, der seine Weibchen befruchten kann, die Hoden sehr klein sind. Im Gegensatz dazu stehen z.B. die Hoden bei den Chimpansen, die sehr stark zum Fremd-Gehen neigen. Bei den Menschen ist die Größe, verglichen mit dem Körpergewicht, geringer als bei den Chimpansen, aber doch deutlich größer als bei Monogamen Tierarten. Grund ist, dass es bei promiskutiven Tierarten von Vorteil für den Mann ist, wenn er mehr Samen abgeben kann als seine Konkurrenten und dadurch die Chance der Befruchtung für sich erhöhen kann.

Dezember 2005: Eine Studie zeigt, dass, wenn die Evolution bei männlichen Fledermäusen mit promiskuitiven Weibchen zwischen größerem Gehirn oder größeren Hoden wählen muss, dass dann das Gehirn verliert.

Interessanterweise verfügen Frauen über Mechanismen, mit denen sie unbewusst die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung steuern können (z.B. über den Zeitpunkt des Orgasmus im Verhältnis zum Samenerguss). Dabei zeigen Untersuchungen, dass bei außerpartnerschaftlichem Verkehr unbewusst die Wahrscheinlichkeit einer Befruchtung durch den Gelegenheitspartner statistisch erhöht wird. (Zur Klarstellung: Natürlich ist eine Befruchtung auch ohne Orgasmus der Frau möglich [d.h. der fehlende Orgasmus ist kein Weg zur Schwangerschaftsverhütung], aber durch die physiologischen Wirkungen des Orgasmus zum richtigen Zeitpunkt erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass eine Befruchtung stattfindet).

 

 

 

Einige Links zum Thema Schönheit:
Zur Frage von Schönheitsidealen gibt es viele Studien. So haben Tests die sog. Galton Hypothese bestätigt, die besagt, dass wir Gesichter dann als schön empfinden, wenn diese möglichst nahe an einen imaginären Durchschnitt herankommen (so etwas lässt sich mittels Computer heute leicht automatisch erstellen).
Die Kosmetikfirma Dove hat eine große weltweite Studie durchgeführt, in der sie Frauen nach ihrem Verhältnis zu ihrem Körper und der Schönheit befragt haben. Sehr interessante Ergebnisse sind im Internet verfügbar (mehrere PDFs, englisch und deutsch).
Um den Druck in Richtung perfekte Schönheit, wie sie auf den Titelbildern von Zeitschriften gezeigt wird, etwas zu reduzieren, hat das schwedische Ministerium für Gesundheit und Soziales eine Demonstration ins Internet gestellt, die sehr deutlich zeigt, wie eine "Schönheitsoperation" mittels Bildbearbeitung durchgeführt wird - recht beeindruckend (auf eines der 3 Bilder klicken, dann lädt ein interaktives Fenster und dann sieht man die Vorher/nachher-Version).

Männer suchen Fruchtbarkeit, Frauen suchen materielle Sicherheit

Die Untersuchungen von Buss (pdf, englisch) zeigen, dass Frauen in fast allen Kulturen für den Lebenspartner deutlich Männer bevorzugen, die entweder bereits Geld haben. In einer anderen Studie hat Buss dies nach Ländern aufgegliedert (pdf, englisch). Die Bedeutung von materiellen Werten war für die Frauen besonders wichtig in Indonesien, Nigeria und Zambia und war bei den Zulu in Südafrika, in den Niederlanden und in Großbritannien am wenigsten ausgeprägt), oder das die zukünftigen Männer durch Ehrgeiz und Eifer vermutlich bald zu Geld kommen werden (dies war stark ausgeprägt bei den Zulu, Nigeria, China, Taiwan, Palästina, Kolumbien und Venezuela, in Deutschland, Großbritannien, Niederlanden und Finland war es zwar geringer, aber doch deutlich). Bei den Männern war das Interesse an Frauen mit Ehrgeiz und Eifer deutlich geringer. Außnahmen waren jedoch die Zulu (bei denen der Hausbau Frauensache ist, Spanien und Kolumbien).

Ein weiteres Ergebnis dieser Studien ist der Beleg, dass Frauen generell zu Männern tendieren, die einige Jahre älter sind (und schon mehr Geld verdienen). Umgekehrt tendieren Männer zu Frauen, die jünger sind (und dadurch noch die besseren Chancen haben, dem Mann viele Babies zu gebären).

Bei allen diesen Beobachtungen ist es wichtig, dass man realisiert, dass dies nicht bewusst abläuft, sondern das Unterbewusstsein von Männern und Frauen arrangiert es automatisch, dass die Partner sich unbewusst von solchen Männern und Frauen angezogen fühlen, die für den Fortpflanzungserfolg am besten sind. Und natürlich sind das nur Tendenzen, nie sind es 100%, die die Auswahlkriterien befolgen, es gibt zum Glück eine weite Bandbreite bei den Geschmäckern).

die unterschiedlichen Betrachtungsweisen im Spiegel ;-) - zum Glück zeigt aber die Dove-Studie, dass es ganz so schlimm im Durchschnitt dann doch nicht ist

Eine andere Fragestellung betraf die Wichtigkeit von gutem Aussehen bei der Partnerwahl. Wie vermutlich erwartet, sind es hier die Männer, die das Schwergewicht hier setzen. Das ist durchaus sinnvoll, denn vieles was dem üblichen weiblichen Schönheitsideal entspricht, ist auch gut für die Gebärfähigkeit, so z.B. weitgehende Symmetrie des Körpers und des Gesichts, schlanke Taille, breiteres Becken, Oberweite, gesunde, glatte Haut. Diese Bevorzugung galt für alle Länder. Ebenso legen viele Männer bei der Partnerwahl deutlich Wert auf Keuchheit der Frau (besonders in China, Indien, Indonesien, Iran, Taiwan und Palästinenser). Nur in Schweden, Norwegen, Finland, Niederlanden, Deutschland und Frankreich war es den Männern gleich, ob eine Frau bereits sexuelle Erfahrungen gesammelt hatte).

Aktualisierung April 2006: Eine Studie hat untersucht, ob das eigene Einkommen einer Frau Einfluss auf den Wunsch nach einem Mann mit finanzieller Sicherheit oder guten Aussehen hat. Dies scheint der Fall zu sein, was eigentlich nicht überraschen würde, außer, der Wunsch nach dem "reichen Mann" wäre eine sehr alte und sehr feste Präferenz.

 

 

 

Heiraten Frauen wirklich "nach oben" und haben intelligente (erfolgreiche) Frauen weniger Heiratschancen?

Jan. 2006: Auf Grund eines recht provokanten Buches der NY Times Kolumnistin Maureen Dowd wird derzeit in den USA in den Blogs recht heftig diskutiert, ob Frauen ihre Ehemänner der Liebe wegen oder wegen den Ressourcen heiraten, die diese vermutlich im Laufe der Jahre in die Ehe einbringen werden. Letztere Annahme wird von vielen als krasser Materialismus heftig abgelehnt und weit von sich gewiesen.

Die Lösung ist jedoch vermutlich kein Entweder-Oder. In einem Beitrag wurde dies sehr schön zusammengefasst: es ist wohl erheblich einfacher, sich in jemand zu verlieben, von dem frau erwarten kann, dass er zu ihrem späteren Lebensglück beitragen kann. Z.B. in dem er seinen Beitrag zum Wohlergehen der gemeinsamen Kinder leistet oder dass seine Aktivitäten den gemeinsamen Lebensstandard zumindest auf dem bisher gehabten Niveau halten. Dies bedeutet nicht immer, dass der Mann Geld haben muss oder ein großes Einkommen. Es bedeutet aber zumindest, dass er agil ist, Initiative zeigt und nicht vorhat, den Rest seines Lebens wie Andy Capp auf einer Couch zu verbringen.


Die Tabelle zeigt den Anteil von Männern mit Ehefrauen mit geringerem Bildungsstand zwischen 1940 und 2003 in den USA

Eine Studie untersucht die Volkszählungsdaten der USA zwischen 1940 und 2003 (engl., pdf, 500 KB). Dabei geht es darum, ob Männer, was den Bildungsabschluss betrifft, wirklich "nach unten" heiraten, bzw. Frauen "nach oben". Die Graphik zeigt den Anteil der Männer, die eine längere Ausbildung als ihre Frauen haben (unter der Gesamtzahl von Eheleuten mit unterschiedlicher Ausbildung). Dies zeigt nun, dass 1940 45% der Männer eine längere Ausbildung hatte (d.h. "nach oben" geheiratet hatte, was die Ausbildung betrifft). Dies ändert sich nach dem Krieg, als die Kriegsveteranen quasi "als Dankeschön" für die Dienst im 2. Weltkrieg in großen Zahlen an die Universitäten durften. Es entsteht ein "marrying down" der Männer, sie haben jetzt die höhere Ausbildung. Dies geht aber seit 1980 wieder in die umgekehrte Richtung, ab 1995 haben die Frauen in den Ehen mit unterschiedlicher Ausbildung, die längere Ausbildungszeit. D.h. die Frauen heiraten heute nicht generell "nach oben" sondern auf Grund ihrer stärkeren Präsenz in längeren Ausbildungen im Durchschnitt eher nach unten.

Noch eine Diskussion, die sich in den USA an dem Dowd-Buch erhitzt ist ihre Behauptung, dass Bildung und Intelligenz die Chancen einer Frau, einen Partner zu finden, erheblich reduzieren. "Männer haben Angst vor intelligenten Frauen", behauptet sie, "und auch vor Frauen, die mehr Geld verdienen als sie selbst". Frau Dowd führt als Beweis die Gespräche mit ihren Freudinnen an, die diese Erfahrungen bestätigen. Sie sagen, Männer heiraten "abwärts", d.h. sie suchen Frauen mit weniger Bildung und Frauen heiraten "nach oben", d.h. sie suchen Männer mit mehr Geld und Bildung. Wenn dies so wäre (und man hört es immer wieder), so entstände an dem einen Ende der Bildungsskala ein Überschuss an hochgebildeten Frauen ohne Mann und am anderen Ende ein Überschuss von unausgebildeten Männern, die keine Frauen finden. Dies wird konkret auch in Statistiken, z.B. aus Singapur, das es geschafft hat, innerhalb von einigen Jahrzehnten den Frauenanteil an den Unis an die 50% zu bringen, bestätigt.

Die Kurven zeigen den zwischen 1980 und 2000 sinkenden Anteil der Frauen zwischen 40 und 44, die irgendwann einmal verheiratet waren, in Abhängigkeit von der Dauer der Schulausbildung zwischen 8 und 19 Jahren (Achtung, die Skala für den die Wahrscheinlichkeit einer Ehe zeigt nur den Bereich 82 - 96%)

In diesem Zusammenhang gibt es aber auch einige konkrete Studien aus den USA, die zumindest für die USA und die letzten 20 Jahre dies nicht so bestätigen. Eine Untersuchung von Elaina Rose bez. des Zusammenhangs zwischen Ausbildungsstand und Ehechancen (engl., pdf, 350 KB). Die nebenstehende Graphik zeigt, dass die Eherate die Form eines umgedrehten U's hat. Frauen mit 12 Jahren Ausbildung haben die höchste Eherate, die durchschnittliche Eherate zwischen 1980 und 2000 ist gesunken, aber die Kurve ist flacher geworden. Die Ehechancen für Frauen mit längerer Ausbildung sinken im Jahr 2000 nicht mehr so stark ab, wie sie das früher taten. D.h. Männer scheinen mittlerweile weniger Angst vor gut ausgebildeten Frauen zu haben oder erkennen die Vorteile, die eine solche Ehe hat.

März 2006: in der NY Times erscheint ein Artikel der Ökonomie-Professorin Claudia Goldin, die über eine Langzeitstudie berichtet, in der u.a. analysiert wurde, wie es mit dem angeblichen Zwang für Frauen steht, sich zwischen Familie und Karriere entscheiden zu müssen. Untersucht wurden die Lebensläufe von über 10 000 Absolventinnen von 34 Top Colleges und Universitäten.

    "Among these women fully 58 percent were never out of the job market for more than six months total in the 15 or so years that followed college or more advanced schooling. On average, the women in the survey spent a total of just 1.6 years out of the labor force, or 11 percent of their potential working years. Just 7 percent spent more than half of their available time away from employment.

    These women were, moreover, committed not just to their careers. They were also wives and mothers — 87 percent of the sample had been married, 79 percent were still married 15 years after graduation and 69 percent had at least one child (statistics that are similar to national ones for this demographic group from the Census Bureau's Current Population Survey). Women with at least one child spent a total of 2.1 years on average out of the labor force, or 14 percent of their potential time. Fifty percent of those with children never had a non-employment (non-educational) spell lasting more than 6 months.

    You could argue that they opted out of their careers in more subtle ways, say, by choosing less demanding careers than those for which they had trained. But the occupation data for these women suggest otherwise. Women in these graduating classes stuck with their specialties to about the same degree as did comparable men. The vast majority of women who went to medical school were employed as doctors when in their late 30's; similarly, women who received law degrees were practicing lawyers."

 

 

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